Krebs hinterlässt Spuren
Seelische Belastungen:
Eine Krebsdiagnose verändert das Leben grundlegend. Krankheit und Behandlung können eine Zeitlang die ganze Aufmerksamkeit fordern. Hinzu kommt die Angst um das eigene Leben und die Sorgen um die Zukunft der Angehörigen.
Derartige Verunsicherungen können das sexuelle Interesse abflauen lassen. Oft ist in dieser Phase einfach kein Raum für sexuelle Bedürfnisse, denn man benötigt all seine Kräfte, um die Krankheit zu bewältigen.
Körperliche Auswirkungen:
Die körperlichen Folgen einer Krebserkrankung können die sexuellen Möglichkeiten vorübergehend oder dauerhaft einschränken. Das Ausmaß der Einschränkung hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Art der Krebserkrankung
- Ein Sexualorgan kann unmittelbar betroffen sein z.B. bei Gebärmutter- oder Eierstockkrebs.
- Tumore in der Beckenregion (z.B. in der Blase oder im Darm) können sich auf die nebenliegenden Geschlechtsorgane auswirken und das Sexualleben beeinträchtigen.
Art der Therapie
- Chemotherapien mit Zytostatika schädigen auch gesunden Körperzellen wie beispielsweise Zellen des blutbildenden Systems, der Haarwurzeln, der Schleimhaut (Mund, Magen, Darm, Vagina) sowie Ei- und Samenzellen. Die Auswirkungen variieren je nach Medikamententyp, Kombination und Dosierung. Ursprünglich gesundes Gewebe erholt wieder, sobald die Therapie abgeschlossen ist.
- Auch bei Strahlentherapie werden gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen.
- Hormonelle Veränderungen beeinflussen die Sexualität ebenfalls. Um das Tumorwachstum hormonabhängiger Tumorzellen (z.B. bei Brustkrebs) zu blockieren, werden oft antihormonelle Therapien eingesetzt. Dabei gibt es verschiedene Medikamente, die sich unterschiedlich stark auf die Sexualität auswirken können, beispielsweise durch ein verändertes Lustempfinden.
- Durch Therapien verursachte Nebenwirkungen wie Haarausfall, Hautprobleme, Müdigkeit etc. wirken sich eher indirekt aus. Zusätzlich können Narben, eine amputierte Brust oder ein Blasenkatheter die sexuelle Aktivität verändern, weil das eigene Körpergefühl beeinträchtigt ist.
Das Selbstvertrauen kann dadurch erschüttert werden und sexuelle Bedürfnisse und Reaktionen können gedämpft sein.
Das Nervensystem
Das Nervensystem ist entscheidend an der sexuellen Erregung und am Geschlechtsakt beteiligt, es überträgt Signalreize vom Körper ans Gehirn und umgekehrt.
Krebserkrankung, Krebsoperationen und Krebsbehandlungen können Nervenbahnen schädigen, sodass die Reizübertragung gestört ist. Speziell bei Eingriffen im Beckenbereich gelingt es nicht immer, alle wichtigen Nerven zu schonen.
Erkundigen Sie sich vor Eingriffen oder Bestrahlungen im Beckenbereich bei Ihrem Behandlungsteam, mit welchen Einschränkungen Sie möglicherweise rechnen müssen und wie diese gemildert werden können.
Die weiblichen Geschlechtshormone
Durch verschiedene Drüsen werden im weiblichen Körper viele Hormone mit unterschiedlichen Funktionen produziert.
Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) im Gehirn schüttet Botenstoffe aus, welche die Bildung der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen anregen und regulieren. Diese beiden Hormone bestimmen auch den Menstruationszyklus. Östrogene sind für die körperliche und psychische Entwicklung der Frau und für die Weiblichkeit von großer Bedeutung. Eierstöcke und Nebennieren produzieren auch eine kleine Menge Testosteron, das die sexuelle Lust mitsteuert.
Der Hormonspiegel (im Blut messbar) verändert sich im Laufe des Lebens immer wieder, z.B. durch Empfängnisverhütung, im Verlauf eines Menstruationszyklus, während der Schwangerschaft, der Stillzeit und mit zunehmenden Lebensalter.
Hormonmangel nach Krebsbehandlungen
Krebsarten wie Eierstockkrebs, aber auch besonders die Krebsbehandlung durch Chemotherapie, antihormonelle Therapien sowie die Bestrahlung oder die operative Entfernung der Eierstöcke beeinflussen das Hormonsystem, indem sie den Östrogenspiegel vorübergehend oder dauerhaft absinken lassen.
Dies kann bei Frauen zu einer frühzeitigen Menopause oder zu Unfruchtbarkeit führen.
Auch Chemotherapie, Strahlentherapie und antihormonelle Therapie wirken sich auf die Östrogenproduktion aus. Welche Auswirkungen dass auf Ihre Erkrankung/Therapien hat, besprechen Sie mit Ihren Behandlungsteam.