Die hier angeführten Fragen und Antworten können kaum alle Unklarheiten ausräumen. Sie sollen nur ein Denkanstoß für Sie sein. Besprechen Sie Ihre persönlichen Fragen mit Ihrem Behandlungsteam!
Ist Krebs ansteckend?
Nein, Krebs ist nicht ansteckend, auch nicht über sexuelle Kontakte. Die Krebszellen können nicht durch Körperkontakt übertragen werden, weder durch Zungenküsse, noch durch Genital-, Oral-, oder Analsex. Wenn Krebs während der Schwangerschaft auftritt, überträgt er sich auch nicht auf das ungeborene Kind.
In gewissen Familien tritt Krebs jedoch überdurchschnittlich häufig auf, weil die Veranlagung für gewisse Krebsarten von Generation zu Generation vererbt werden kann.
Kann man aufgrund bestimmter Sexualpraktiken an Krebs erkranken?
Häufig ungeschützter Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Partnern erhöht jedoch das Risiko einer Infektion mit anderen Viren:
- Hepatitisviren – Typus B oder C
- Herpesviren
- Humane Papillomaviren (HPV)
- Humane Immundefizienz-(HIV)
Solche Infektionen können mit der Zeit die Bildung von Krebs begünstigen. Z.B. können bestimmte Typen der humanen Papillomaviren an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) und anderen Krebsarten beteiligt sein.
Bin ich nach einer Bestrahlung radioaktiv? Welches Risiko besteht für meinen Partner?
Es gibt verschiedene Bestrahlungsarten mit jeweils unterschiedlichen Folgen. Generell sollten Sie nach einer Strahlentherapie während ungefähr einer Woche beim Geschlechtsverkehr ein Kondom benutzen. Zusätzlich müssen Sie während eines Zeitraums von ca. 6 Monaten eine Schwangerschaft sicher verhüten.
Ihr Behandlungsteam wird Sie über weitere erforderliche Maßnahmen genau informieren!
Bestrahlung von außen – perkutane Strahlentherapie
Bei der Bestrahlung von außen werden die Strahlen durch die Haut (perkutan) und das Gewebe auf den Tumor gerichtet. In diesem Fall bleibt von den Strahlen nichts im Körper zurück – Sie sind daher nicht radioaktiv!
Bestrahlung von innen (Brachytherapie)
Bei einigen Tumorerkrankungen wird eine Bestrahlung von innen (Brachytherapie) durchgeführt. Dabei werden Applikatoren direkt in den Tumor oder dessen Nähe bzw. im betroffenen Organ ( z.B. in der Vagina oder im Enddarm) platziert. Diese Applikatoren werden radioaktiv beladen und nach erfolgter Bestrahlung wieder entfernt.
Je nach Dosierung ist aus Strahlenschutzgründen ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Wenn Sie das Krankenhaus verlassen dürfen bzw. nach ambulanten Bestrahlungen besteht für die Umgebung kein Strahlenrisiko, auch nicht bei sexuellen Kontakten.
Radioimmuntherapie
Bei einer Radioimmuntherapie werden radioaktive Substanzen (Radiopharmaka) verabreicht, damit sie an die Krebszellen andocken und diese zerstören. Überschüssige, nicht vom Gewebe aufgenommene Substanzen werden mit dem Urin ausgeschieden. Je nach Situation wird die Therapie ambulant oder im Krankenhaus durchgeführt.
Um jegliches Risiko für die Umgebung auszuschließen, müssen Sie während kurzer Zeit gewisse Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen beachten. So sollten Sie z.B. kleine Kinder nicht stundenlang herumtragen; sie dürfen sie aber ohne weiteres umarmen oder küssen.
Worauf muss ich bei einer Chemotherapie achten?
Bei einer Chemotherapie befinden sich Spuren der Medikamente auch in den Vaginalsekreten. Diese können die Schleimhäute ihres Partners reizen. Während einer Chemotherapie und etwa für zwei Wochen danach ist es deshalb sinnvoll, beim Geschlechtsverkehr Kondome zu benutzen.
Können sexuelle Aktivitäten meine Krankheit verschlimmern?
Das dürfte kaum der Fall sein, im Gegenteil: ein befriedigendes Sexualleben hebt das Selbstwertgefühl, stimuliert das Immunsystem, wirkt Stress reduzierend und verleiht Energie und Lebensfreude.
Gibt es Gründe, dennoch auf sexuelle Aktivitäten zu verzichten?
- Wenn Sie im Beckenbereich operiert wurden, müssen Sie auf sexuelle Aktivitäten verzichten, bis die Operationswunden vollständig abgeheilt ist. Bei Schmerzen sollten Sie vorsichtig sein. Besprechen Sie den Zeitraum mit ihrem Chirurgen.
- Nach einer Bestrahlung im Genitalbereich sollten Sie vier bis sechs Wochen mit sexuellen Aktivitäten zuwarten, bis die Schleimhäute vollständig abgeheilt sind.
- Gebärmutterhals- oder Blasenkrebs können Vaginalblutungen oder Blutungen beim Urinieren verursachen, die sich durch Geschlechtsverkehr verschlimmern könnten. In einem solchen Fall sollten Sie darauf verzichten.
- Nach der Chemotherapie kann die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten), welche die Blutgerinnung regulieren, stark absinken – womit sich das Blutungsrisiko erhöht. Besprechen Sie deshalb regelmäßig die Blutgerinnung mit Ihrem Behandlungsteam.
Kann ich nach meiner Behandlung noch einen Orgasmus bekommen?
Die meisten Frauen, die vor einer Krebsbehandlung einen Orgasmus erreichen konnten, können es langfristig gesehen auch danach. Der Neuanfang ist aber oft nicht leicht, da viele Frauen den eigenen Körper erst wieder neu entdecken und sich langsam an Intimitäten herantasten müssen.
Wie gefährdet ist meine Partnerschaft, wenn ich auf Geschlechtsverkehr verzichten möchte oder muss?
Liebe und Partnerschaft gehen weit über den Geschlechtsverkehr hinaus. Auch während einer Krankheit gibt es unzählige Möglichkeiten, Zuneigung und Zusammengehörigkeit auszudrücken.
Unausgesprochene Befürchtungen, was Ihr Partner empfinden oder denken könnte sind jedoch wenig hilfreich. Wenn Sie diese Frage beschäftigt, sollten Sie Ihren Partner direkt darauf ansprechen, um Klarheit über seine Gefühle und Bedürfnisse zu erhalten.
Ich hatte vor der Krankheit keinen Partner, nun sinken meine Chancen wohl erst recht…
Solche Befürchtungen sind nachvollziehbar. Aber es gibt viele Frauen, die Ihren Herzenspartner erst oder nach einer Krankheit begegnet sind.
Oft führen Lebenskrisen zu Möglichkeiten, an die man früher nie gedacht hätte. Viele Betroffene berichten, dass Sie sich während der Krankheit mehr mit sich selbst und dem, was in ihrem Leben zählt auseinander gesetzt haben und sie dadurch selbstbewusster geworden sind. Zusätzlich haben sie Beziehungen zu Freunden und Familienmitgliedern vertieft oder neue Hobbys gefunden.
Dieses neugewonnene Selbstbewusstsein hilft auch beim Knüpfen neuer Freundschaften und beim Aufbau einer neuen Beziehung.
Vielleicht befürchten Sie eine Zurückweisung, sobald Sie einer neuen Bekanntschaft von Ihrer Krankheit erzählen. Vielleicht hat sich auch Ihr Körper verändert und Sie haben Hemmungen sich nackt zu zeigen, oder Ihre sexuellen Möglichkeiten sind eingeschränkt.
Wenn sich eine neue Beziehung zu vertiefen beginnt, sollten Sie auch über Ihre Krankheit sprechen. Es würde Sie beide unnötig belasten, wenn körperliche Veränderungen (z.B. ein Stoma oder eine amputierte Brust) erst bei intimen Annäherungen sichtbar oder spürbar würden.
Es ist nicht auszuschließen, dass jemand zurückhaltend oder ablehnend reagiert, sobald dieser von Ihrer Krankheit erfährt. Vielleicht erschrickt Ihr Gegenüber erst einmal und muss sich an die neue Situation gewöhnen. Was für Sie wie eine „Zurückweisung“ wirkt, entspringt meistens den eigenen Ängsten und der eigenen Verunsicherung. In einer Beziehung (die diese Bezeichnung verdient), dürften sich solche Bedenken rasch legen.
Wenn Sie selber Ihre eigenen Einschränkungen akzeptieren können und natürlich und selbstverständlich damit umgehen, fällt dies auch Ihrem neuen Partner leichter!
Ist eine Schwangerschaft noch möglich?
Je nach Lebensphase und -alter beschäftigt Sie vielleicht die Frage, ob Sie später noch schwanger werden können. Diese Frage kann nicht generell beantwortet werden, da die Auswirkungen verschiedener Krebserkrankungen und Behandlungen individuell und unterschiedlich sind. Sie können zu vorübergehender, aber auch zu bleibender Unfruchtbarkeit führen.
Tipp:
Besprechen Sie deshalb einen bestehenden Kinderwunsch unbedingt vor Beginn der Krebsbehandlung mit Ihrem Behandlungsteam!
Unter welchen Bedingungen kann ich trotz Krebsbehandlung schwanger werden?
- Sämtliche Fortpflanzungsorgane müssen funktionsfähig erhalten sein.
- Gewisse Operationen an den Geschlechtsorganen, z.B. die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) machen eine Schwangerschaft unmöglich. Ebenso wenn beide Eierstöcke entfernt wurden (Ovarektomie) oder wenn als Folge einer Tumorbehandlung keine Eizellen mehr heranreifen.
- Eine Chemotherapie sowie Bestrahlungen im Beckenbereich (Blase, Scheide, Gebärmutter etc.) oder Ganzkörperbestrahlungen vermindern die Chancen auf eine spätere Schwangerschaft.
Wie kann ich meinen Kinderwunsch trotz Bestrahlung oder Chemotherapie erfüllen?
Bei manchen Patientinnen bleibt die Fortpflanzungsfähigkeit trotz Chemo- oder Strahlentherapie erhalten oder setzt nach Monaten oder Jahren wieder ein. Ob dies möglich ist, hängt von vielen Faktoren ab und kann kaum vorausgesagt werden.
Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten wie z.B. das Tieffrieren von Eizellen. Weitere Methoden werden laufend geprüft und weiterentwickelt.
Tipp:
Allfällige vorbeugende Maßnahmen, sofern diese sinnvoll und verfügbar sind, müssten vor Therapiebeginn gestartet werden. Sprechen Sie Ihr Behandlungsteam darauf an, welche Chancen und Risiken bei Ihnen bestehen!
Müssen wir während der Behandlung verhüten?
Ja, auch wenn Sie aktuell keine Menstruation haben sollten.
Wenn das Wachstum Ihres Tumors hormonabhängig ist (z.B. bei gewissen Formen von Brust- oder Gebärmutterkrebs), müssen Sie allerdings auf hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille verzichten. In diesem Fall empfehlen sich Kondome, allenfalls eine Spirale. Frauenärzte oder Onkologen können Sie entsprechend beraten.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Schwangerschaft?
Während einer Strahlentherapie und/oder einer medikamentösen Tumortherapie und eine gewisse Zeit danach könnte ein werdendes Kind Schaden nehmen. Deshalb muss eine Schwangerschaft vermieden werden. Die empfohlene Wartezeit hängt von der Art der Therapie ab, kann aber bis zu einem halben Jahr oder länger dauern.
Wird Krebs während einer Schwangerschaft diagnostiziert, besteht keine Ansteckungsgefahr für das werdende Kind.
Tipp:
Bitte besprechen Sie vor Behandlungsbeginn sämtliche Fragen rund um Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Empfängnisverhütung unbedingt mit Ihrem Behandlungsteam.
Bestehen Sie darauf, auch wenn Ärzte das Thema nicht direkt von sich aus ansprechen!