Eine Krebsdiagnose stellt das Gefühlsleben aller Beteiligten auf den Kopf. Zu den Bekannten und „erlaubten“ Gefühlen, kommen auch Gefühle die Angst bereiten, weil sie auch „ unangebracht“ erscheinen oder ein schlechtes Gewissen machen.
Gefühle gehören dazu
Werden Sie sich bewusst, Gefühle sind weder richtig noch falsch – sie sind einfach wahr.
Gefühle beschäftigen uns, damit wir uns mit der Situation auseinandersetzen.
Es ist wichtig, dass Sie auf Ihre Gefühle achten, ohne sie zu bewerten. Gefühle verändern sich mit der Zeit und jeder Mensch empfindet sie entsprechend seiner Lebenssituationen anders.
Lassen Sie sich von Ihrer Lebenserfahrung leiten, erinnern Sie sich daran was Sie schon alles in Ihrem Leben bewältigt haben.
Gefühle bewusst wahrnehmen
Belastende Gefühle sind schwer zu kontrollieren, besonders in Krisenzeiten. Wichtig ist sich diese Gefühle einzugestehen und zuzulassen.
Fragen, die Sie sich stellen können
Welche dieser Stimmungen treffen derzeit auf Sie zu?
- Angst
- Trauer
- Hilflosigkeit
- Verzweiflung
- Immer dieselben Fragen: Warum er? Warum sie? Warum jetzt?
- Zorn
- Wutausbrüche
- Zweifel
- Schuldgefühle
- Gleichgültigkeit
Auswege suchen
Jeder Mensch muss für das Verarbeiten seinen eigenen Weg finden. Manchmal hilft ein Gespräch, Sport, Schreiben, Malen etc. oder auch eine Meditation.
Schafft man es nicht alleine mit der Belastung fertig zu werden, kann eine psychologische Beratung und Begleitung anzudenken!
Wut und Aggression
Vielen Menschen fällt es schwer, Ihre Wut auszudrücken. Umso mehr, wenn eine Krebserkrankung die Ursache dafür ist.
Das häufigste Ausweichmanöver ist zuerst Andere zu beschuldigen, anstatt zu sagen: „ Ich bin wütend, weil ich wegen der Krebserkrankung nicht mehr alles selbst machen kann“.
Diese Muster sind häufig, da es zeigt wie schwierig es ist, negative Gefühle auszusprechen. Um sich selbst jedoch Luft zu machen, werden nahestehende Menschen dafür verantwortlich gemacht.
Es geht oft so weit, dass die Erkrankten für Ihre Angehörigen oft „ungenießbar“ werden.
Heftige Wutanfälle des Erkrankten, können für Sie als Angehörige sehr verletzten sein. Aus Ihrer Sicht tun Sie ja „alles“, um den Betroffenen den Alltag zu erleichtern.
Versuchen Sie, diese Anschuldigungen nicht persönlich zu nehmen. Diese Wutausbrüche gehören zur Krankheit und der damit verbundenen Hilflosigkeit, nicht Ihnen!
Wenn ein Erkrankter spürt, dass er trotz seiner Gefühlsausbrüche akzeptiert wird, kann er mit der Zeit besser damit umgehen.
Reaktionen verändern
Verletzende Äußerungen des Krebskranken können auch bei Ihnen als Angehörige Wut hervorrufen.
Es hilft nicht weiter, wenn Sie ebenfalls mit Beschuldigungen reagieren. Besser wäre es wenn Sie z.B. sagen:“ „Ich finde es richtig, dass Du wütend bist, aber die Art wie Du mich provozierst, geht eindeutig zu weit! Es verletzt mich!“
Wie für den Erkrankten Menschen ist es auch für Sie wichtig, dass Sie Ihre eigene Wut auf die Krankheit und die damit veränderte Lebenssituation ausdrücken. Deshalb gilt auch für Sie: reden mit anderen, schreiben, Sport treiben, Musik hören etc.
Schuldgefühle und schlechtes Gewissen
Ihre Vernunft wird Ihnen sagen, dass Sie gegenüber den erkrankten Menschen keine Schuldgefühle haben müssen. Trotzdem können sich immer wieder Gewissensbisse melden.
Grübelnde Fragen
- Wieso gerade sie/er und nicht ich?
Solche Fragen bringen Sie nicht weiter.
Selbstanklage
- Schuldgefühle können sich verstärken, wenn Sie glauben, dass zwischen der Krebserkrankung des Angehörigen und Ihrem eigenem Lebenswandel ein Zusammenhang besteht. „Wäre mein Mann gesund geblieben, wenn ich nicht ständig geraucht hätte?“
- Auch seelische Umstände werden oft als Auslöser gesehen, „Hat meine Frau Krebs bekommen, weil wir so oft gestritten haben?“
- Oft meldet sich auch das schlechte Gewissen, wenn Sie sich eine Freude gönnen, während der Erkrankte nicht teilhaben kann.
Eine psychologische Beratung und Unterstützung ist im Zusammenhang mit Schuldgefühle und Selbstanklage sehr empfehlenswert!