Miteinander reden ist wichtig, oft aber auch schwierig. Das gilt für Gespräche zwischen Ihnen und dem erkrankten Angehörigen und auch für Gespräche mit dem Behandlungsteam.
Alles „offen und direkt anzusprechen“ ist nicht immer der richtige Weg, weil es verschiedene Persönlichkeiten gibt. Manche Betroffene wünschen sich zwar diese Offenheit, wollen alles wissen und auch darüber reden. Andere aber ziehen sich zurück und wollen keine Details erfahren.
In jedem Fall sollten Sie die Wünsche des Erkrankten respektieren. Drängen Sie niemanden dazu, über seine Krankheit und die möglichen Folgen zu sprechen. Vergewissern Sie sich aber, dass er oder sie tatsächlich nicht darüber sprechen möchte.
Aktives Zuhören
Zu einem guten Gespräch gehört die Fähigkeit zuzuhören. Aktives Zuhören heißt fürs Erste einmal, zu schweigen und nur für den Anderen da zu sein und sich in dessen Situation einzufühlen.
Wenn zwei Menschen einander aktiv zuhören, verändert sich etwas. Sie trauen sich plötzlich über Ihre Ängste, Ihre Wut, Ihre Trauer zu sprechen. Gefühle lassen sich so besser erkennen und akzeptieren. Das hat für beide Seiten eine befreiende Wirkung und vertieft die Beziehung und zueinander.
Innere Bereitschaft
Bevor Sie mit dem Erkrankten oder einem Angehörigen ein wichtiges Anliegen oder Thema besprechen wollen, sollten Sie für sich folgende Fragen klären:
- Bin ich innerlich bereit dazu?
- Was genau erhoffe ich mir davon?
- Was will ich ansprechen?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt?
- Wo ist der richtige Ort dafür?
Klare Aussagen
Genauso wichtig wie aktives Zuhören ist, dass Sie Ihre Wünsche und Ängste klar aussprechen. Sagen Sie „ ich möchte“ oder „ich denke“ damit Ihr Gegenüber Ihre persönliche Haltung spürt.
Eigene Bedürfnisse benennen
Zunächst wird es Sie Überwindung kosten, Ihre eigenen Bedürfnisse klar zu formulieren. Angesichts der Sorgen, die der erkrankte Mensch zu tragen hat, erscheinen Ihnen Ihre Bedürfnisse und Anliegen vielleicht als unwichtig oder Sie möchten auch dem Patienten nicht noch mehr Sorgen bereiten.
Diese Schonung ist meist unnötig. Viele Betroffene fühlen sich sogar erleichtert, wenn Sie etwas zum Wohlbefinden ihrer „gesunden“ Angehörigen beitragen können.
Schwierigkeiten wahrnehmen
Bei diesen Gesprächen treten oft schwierige Momente auf. Kopf und Bauch sprechen verschiedene Sprachen. Die richtigen Worte fehlen oder starke Gefühle führen zu inneren Blockaden.
Achten Sie darauf, wie Ihr Gegenüber das jeweilige Thema aufnimmt. Fragen Sie wenn möglich nach, was genau ihr oder ihm schwer fällt.
Es gibt auch Situationen, in denen es keiner Worte bedarf. Eine Berührung, ein Blick eine Geste, eine Umarmung. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, wenn Sie spüren, dass Ihnen Worte im Augenblick nicht helfen.
Gespräche mit Dritten
Oft ist es zweitrangig, mit wem Sie reden. Viel wichtiger ist es, dass Sie mit jemanden über Ihre Wünsche und Sorgen sprechen können. Je nach Thema, wählen Sie dafür den richtigen Gesprächspartner. Das können Freunde, Fachpersonen oder Beratungsstellen sein.
Missverständnissen vorbeugen
Wenn Menschen miteinander über Krebserkrankung und Kräfteverlust sprechen, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Eine Aussage die Besorgnis ausdrücken will, kann auf den Erkrankten unbeabsichtigt Druck ausüben. Eine unfreundliche oder ablehnende Reaktion darauf kann, wiederum die besorgte Person kränken.
Je direkter, desto besser
- Je direkter wir miteinander sprechen, desto weniger sind Missverständnisse vorprogrammiert.
- Stellen Sie Fragen, auf die man mit mehr als „ja“ oder „nein“ antworten kann.
- Statt zu fragen „Geht es Dir gut?“, sagen Sie besser „Wie geht es Dir heute?“, „Wie hast du geschlafen?“ Durch diese Fragestellung kommt eher ein Gespräch zustande.
- Sprechen Sie die Gefühle direkt an, z.B. Ich sehe, dass Du gerade müde bist, trotzdem sollten wir gelegentlich über die Kinderbetreuung sprechen. Sag mir, wenn ein guter Moment dafür ist. Auf diese Weise fühlen sich Erkrankte besser verstanden.
- Setzen Sie auch direkte Fragen wie: Was? Wer? Wo? Wann? Wie? ein. Auf solche Fragen kann eine ausführliche Antwort gegeben werden.
- Verzichten Sie möglichst auf Warum-Fragen. Diese können unsere Gesprächspartner in die Enge treiben und ihnen das Gefühl gegen, sich verteidigen zu müssen, z.B. „Warum hast du mir nichts gesagt?“ oder „Warum hast du das schon wieder vergessen?“.
- Ratschläge wie „Du musst nur positiv denken“, lösen bei vielen Erkrankten nur Stress aus und beenden oft vorzeitig ein Gespräch und sollten wenn möglich vermieden werden.